Abstract
Obwohl Friedrich Dürrenmatt “im Munde aller Theaterbesucher und vieler Theaterfreunde” allgemein als einer der begabtesten Theatraliker unter den heutigen deutschsprachigen Dramatikern gilt, wird seine .ästhetische Klassifizierung und literarische Einordnung heftig umstritten. "Man hezichtigt ihn aller möglichen -ismen, yom Kommunismus über den Nihilismus bis zum Konservatismus." Friedrich Dürrenmatt selbst hat mit seinen freigebigen Interviews, Randnotizen und Anmerkungen zu dieser Unstimmigkeit und Verwirrung beträchtlich beigetragen. Dass der Schriftsteller die bisher anscheinend vergeblichen Klassifikationsversuche der Literaturkritiker als nutzlose Reflexionen betrachtet, kommt in den Theaterproblemen deutlich zum Ausdruck: “Dann möchte ich bitten, in mir nicht einen Vertreter einer bestimrnten drama tisch en Richtung, einer bestimrnten dramatischen Technik zu erblicken, oder gar zu glauben, ich stehe als ein Handlungsreisender irgendeiner der auf den heutigen Theatern gängigen Weltanschauungen vor der Tür, sei es als Existenzialist, sei es als Nihilist, als Expressionist oder als Ironiker, oder wie nun auch immer das in die Kompottgläser der Literaturkritik Eingemachte etikettiertist.” Demnach lehnt es Friedrich Dürrenmatt zwar ab, in der Literaturgeschichte mit einem Etikett beklebt zu werden, doch dem Recht und den Forschungen eifriger Kritiker, anhand seiner abgeschlossenen Kuntsprodukte theoretische Auseinandersetzungen zu führen, urn zu endgültigen und adäquaten Formulierungen zu gelangen, steht der Schriftsteller trotz seiner Apologie wohl hilflos gegenüber. So soil hier der Versuch unternommen werden, einen weiteren Schlüssel zum Verständnis seiner Dramen zu erklären, welcher bisher in dem "Eingemachten der Kompottgläser der Literaturkritik" nur stiefmütterlich und am Rande behandelt worden ist, nämlich das Phänomen der Ironie generell und der ironische Zufall spezifisch. Dieses Vorhaben verlangt allerdings zuerst eine kurze Einführung in die allgemeingültige Begriffsbestimmung des Wortes “Ironie” und in die Beschaffenheit der ironischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Recommended Citation
Fritzen, Bodo
(1974)
"Die Ironie des Zufalls bei Friedrich Dürrenmatt,"
University of Dayton Review: Vol. 11:
No.
2, Article 9.
Available at:
https://ecommons.udayton.edu/udr/vol11/iss2/9